Erste Überlegungen und Bausatzeindrücke

Erste Überlegungen und Bausatzeindrücke

Die Basis ist der Revell Bausatz Nr. 06052 des ‚Imperial Star Destroyer‘ (ISD) im Maßstab 1:2700. In diesem Fall gleich zweimal, immerhin braucht man ja auch zwei Schiffe. Logisch, oder?

Der eigentliche Bausatz stammt von der russischen Firma Zvezda und basiert auf CAD-Daten, die von Disney bereitgestellt wurden. Dummerweise besitzt Zvezda auch nur die Vertriebserlaubnis für Russland, was beim dortigen erscheinen zu einem florierenden Handel auf eBay führte. Die Preise waren da noch halbwegs zivil, die Versandkosten mit über 30€ jedoch happig! Dazu kommt, dass man u.U. noch zum Zoll muss. Unterm Strich also wenig motivierend.

Kurze Zeit später wurde jedoch bekannt, dass Revell Deutschland eine Vertriebslizenz für Deutschland erworben hatte, was aufhorchen lies. Als Bonus packte man noch DIN-A4-Poster, einen Pinsel und einige Farbdosen dazu (die mengenmäßig bei der Modellgröße jedoch eher unter „Gimmick“ laufen), spendierte einen neuen Karton und nannte das Ganze dann „Limited Edition“. Was im normalen Leben oftmals lediglich verkaufssteigernd wirken soll, war hier jedoch bittere Realität: Zwischen 1100 – 1500 Bausätze wurden hergestellt (die Quellen schwanken da etwas), dann war Schluß. Die meisten Händler hatten bereits nach einem Tag keine Bausätze mehr. Viele waren schon nach wenigen Stunden ausverkauft bzw. froh, überhaupt genug für die Vorbesteller zu bekommen. Sowas habe ich auch noch nie erlebt. Ich hatte etwas Glück, und konnte noch einen Bausatz in Deutschland erwischen. Der zweite stammt aus England, jedoch zu fairen Preisen und Versandkosten. Ob es noch einen zweiten Batch geben wird, ist mit Stand heute (11.06.2017) noch unbekannt. Da müssten sich Revell, Zvezda und Disney vorher noch finanziell einig werden. Was in meinen Augen aber auch kein unüberwindbares Hindernis sein dürfte: Immerhin haben Revell und Zvezda bereits in der Vergangenheit immer mal wieder Bausatzformen ausgetauscht, und Disney wäre „nur“ der Lizenzgeber bzw. -kassierer.

Der Blick in den Karton

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Was beim betrachten des Bausatzes auffällt, ist der für Sci-Fi-Modelle recht ungewöhnliche Maßstab von 1:2700, was am Ende zu einem 60cm Modell führt. „Normal“ wäre 1:2256, wie es auch der berühmte Resin-Bausatz von Anigrand ist. Selbiger ist detailmäßig immer noch die Referenz und maßstabsbedingt ca 20% größer als der hier vorliegende Plastik-Bausatz. Sehr selten, daher recht teuer und beim Bau sollte man wissen, was man tut. Daher nur für erfahrene Modellbauer geeignet und nicht jedermanns Sache.

 

Der eigentliche Rumpf besteht aus vier großen Teilen, plus einer Hecksektion. Dazu kommen noch einige Spritzlinge, die die Teile für die Aufbauten, Turm, Brücke, Triebwerke, etc. enthalten. Alles in allem kann man sagen, dass sich die Teileanzahl im Rahmen hält. Auch die Größe der Einzelteile geht in Ordnung, das kann man alles anfassen. Wie Revelll da auf einen Schwierigkeitsgrad ‚4 von 5‘ (= sehr anspruchsvoll) kommt, ist mir ehrlich gesagt ein Rätsel. Wer noch nie ein Modell gebaut hat, für den mag das noch zutreffen. Aber wer schon mal zwei bis drei kleinere „Anfängerbausätze“ halbwegs vernünftig zusammengeklebt bekommen hat, der dürfte überhaupt keinerlei Schwierigkeiten haben. Zumindest nicht beim Zusammenbau, die Lackierung eines so großen und gleichzeitig fein detaillierten Modells ist noch ein Kapitel für sich.

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Die Anleitung ist im neuen, farbigen Gewand und erklärt in 40 Schritten klar und übersichtlich den Weg zum fertigen Modell. Kritische Stellen sind mit Warnhinweisen versehen (z.B. ein Abstandsring an den Haupttriebwerken), dazu im späteren Bau noch mehr.

Neben dem eigentlichen Bausatz gibt es noch das bereits oben angesprochene DIN-A4-Filmposter im Retrostyle, das glücklicherweise aufgerollt und nicht gefaltet ist. Zusätzlich gibt es noch einen Pinsel, eine kleine Flasche Klebstoff, sowie einige kleine Farbdosen Revell Aqua Color. Selbige sind lösemittelfrei, ungiftig und werden mit (destilliertem) Wasser verdünnt. Was auf den ersten Blick löblich erscheint, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als inkonsequent: Mit nur einem kleinen Becher der Rumpffarbe wird man nicht weit kommen, gepinselt schon mal gar nicht!

Eins, zwei oder drei? Welcher Sternzerstörer darf es denn bitte sein?

Wer sich ein wenig mit den Vorbildern beschäftigt (und welcher Modellbauer tut das nicht?), wird sehr schnell feststellen, dass es unterschiedliche Ausführungen des Sternzerstörers gibt. Für uns interessant ist der Sternzerstörer der Imperiums-Klasse, den es in zwei Versionen gibt.

Die Unterschiede zwischen der Devastator (einem Sternzerstörer der ‚Imperium-I‘-Klasse) aus Episode IV – „A New Hope“ und der Avenger (‚Imperium-II‘-Klasse) aus Episode V – „The Empire Strikes Back“ interessieren mich jetzt weniger, mir geht es um die offensichtlichsten Unterschiede der beiden „Rogue One“-Sternzerstörer zum Bausatz. Die zwei gehören zwar auch zur ‚Imperium-I‘-Klasse (immerhin spielt der Film unmittelbar vor Episode IV), weichen jedoch unerklärlicherweise auch noch von dieser ab.

In Summe fallen u. A. folgende Unterschiede zum Bausatz auf:

  • Das Zielarray auf der Brücke zwischen den beiden Deflektorgeneratoren ist beim Modell liegend montiert, in „Rogue One“ ist es stehend ausgeführt.
  • Direkt vor dem zentralen Deckaufbau sind im Film drei zus. Drillingsgeschütze montiert.
  • Die Haupttriebwerke besitzen im Film zus. Bleche, wozu die auch immer gut sein sollen.
  • Die seitlichen Turbolaserbatterien sind wesentlich bulliger und als Doppelgeschütze ausgeführt. Am Modell sind sie wesentlich filigraner und als Achtlinge gebaut.
  • Direkt vor dem Haupthangar sind zwei Antennenschüsseln montiert, am Modell fehlen diese.

Viele andere Modellbauer bemängeln die flachen Seitengräben, zu niedrige Aufbauten sowie die zu gedrungene Brücke, um die Devastator bauen zu können. Ja, das stimmt. Für „Rogue One“ scheinen die Proportionen jedoch zu stimmen.

Für mich habe ich folgende Umbauten geplant:

  1. Zusätzliche Abwehrgeschütze vor den zentralen Aufbauten.
  2. Aufstellen des Ziel-Arrays
  3. Austausch der Deflektorgeneratoren gegen feiner detallierte 3D-Drucke
  4. Leitbleche an den Haupttriebwerken
  5. Zusätzliche Satellitenschüsseln für die Antennen beim Haupthangar

Der Umbau der seitlichen Turbolaser wäre eigentlich eine Kernaufgabe, da sie sehr präsent positioniert sind und sofort ins Auge fallen. Jedoch hängt das hauptsächlich davon ab, ob ich noch einen passenden Bausatz (Schiff, Panzer, etc) als Teilespender finde.

Alles super! Oder etwa doch nicht?

Zunächst einmal hat Zvezda hier eine sehr ordentliche Arbeit abgeliefert, was man jedoch unter Berücksichtigung der Original-CAD-Daten auch irgendwo erwarten darf. Die Details sind durchweg sehr gut, fein und knackig ausgeführt, feine versenkte Panelstöße überziehen die Außenhaut, die Passgenauigkeit kann nach einigen Trockenpassungen als hervorragend ausgeführt. Einige kleinere Negativpunkte gibt es natürlich auch:

  • Für mich schlicht nicht nachvollziehbar sind die beiden fest angegossenen Hangarbays. Das erschwert das beleuchten völlig unnötig!
  • Die Geschütze neben den Aufbauten sind starr montiert. Wäre auch ein leichtes gewesen, diese einzeln auszuführen, um sie flexibel ausrichten zu können.
  • Das Ziel-Array auf der Brücke zwischen den oberen Deflektorgeneratoren ist leider nur liegend baubar.

Was etwas sauer aufstößt, sind die fehlerhaften Proportionen für einen Sternzerstörer der „klassischen“ Filmreihe. Das zu korrigieren dürfte nahezu unmöglich werden.

Nichstdestotrotz hat der alte AMT-Bausatz aus den 70er Jahren endgültig ausgedient. Der war schon damals eine echte Zumutung. Heutzutage dürfte er nur noch Sammlerwert haben, wirklich bauen will den vermutlich niemand mehr!

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